Review der PlayStation 4- und PC-Version
Autoren: andi9x17 (PC), BlackGentleman (PS4), Vargo (PS4)
Nach der einjährigen Kreativpause ist die beliebte Assassin's Creed-Reihe mit dem Ableger "Origins" zurück und führt die Fans ins Alte Ägypten kurz vor Christi Geburt. Vieles ist neu: Assassin's Creed Origins wurde mit Rollenspiel-Elementen versehen, das Kampfsystem wurde komplett überarbeitet und ein Vogel ersetzt die klassische Karte. Ob diese und weitere Änderungen Assassin's Creed Origins zu einem Hit oder doch nur einem aufgewärmten Brei machen, klären wir in diesem Artikel.
Geschichte
Im Jahr 48 vor unserer Zeit, ist Bayek der Letzte der Medjay – einer Kaste von Beschützern, die geschworen haben ganz Ägypten vor Unrecht zu bewahren. Getrieben von Rachegefühlen und unterstützt durch seine Ehefrau Aya, sucht er nach den Mitgliedern eines alten Ordens, die versuchen Einfluss auf den herrschenden Pharao Ptolomäus XIII zu nehmen. Unterstützung erhalten sie von Kleopatra VII.
Die letzten Assassins Creed-Spiele waren sehr wechselhaft was ihre Geschichte anging. Der Fokus auf die Weisen und Juno zog sich ewig hin und führte nicht recht zu einem Ergebnis. Da sich dieser Storystrang durch die Moderne, wie auch durch die geschichtlichen Abschnitte zog, wurden die geschichtlichen Abschnitte zwar abgeschlossen, aber nicht zur vollen Zufriedenheit. Ein Knaller wie am Ende von Assassin’s Creed 2 oder Brotherhood konnte nicht wiederholt werden. Die Geschichte plätscherte einfach vor sich hin und hatte kein erkennbares Ziel.
Die Frage ist nun wohl, ob sich das mit Assassin’s Creed Origins ändert. Die knappe Antwort: Nein.
Mit Bayek und Aya werden zwei sehr sympathische Assassinen eingeführt, die sich aber noch gar nicht Assassinen nennen. Viel mehr sind sie der Ursprung des Ordens, entstanden aus den Überzeugungen der Medjay. Ihre Antriebsfeder ist aber nicht die Gründung dieser Organisation, sondern die viel simplere namens Rache.
Beide gehen mit ihrem Verlust aber komplett anders um, wodurch Reibung entsteht. Sie lieben sich, haben aber fundamentale Unterschiede in ihrer Weltanschauung. Das vertieft beide in ihrer Charakterentwicklung.
Was bisherige Assassin’s Creed-Spiele gerne versäumten, war die Einbettung der Hauptcharaktere in ihrer Epoche. Altair, Ezio und Co. wirkten in ihren Einstellungen progressiv. Bayek ist da anders. Er ist tief religiös und abergläubisch. Er regt sich über fehlenden Respekt vor den Göttern auf und geht schon mal aktiv gegen ketzerische Tendenzen vor. Dadurch ist er weniger deplatziert im Szenario des alten Ägyptens.
Ganz so gut kommt der charakterliche Counterpart in der Moderne nicht weg. Mit Layla Hassan wird zwar durchaus eine interessante Figur eingeführt, ihre Geschichte ließe sich aber auf einer Serviette notieren. Sie ist nur der grobe Überbau um die Erzählung der Entstehungsgeschichte der Assassinen. Auf die größere Kontinuität des Assassin’s Creed-Universums wird nur in Form von E-Mails und Dossiers genommen, was enttäuschend ist. Dennoch ist es schön, nach Desmond erstmals wieder einen komplett ausgestalteten Charakter zu spielen.
Bedauerlich ist auch der Fakt, dass der Einstieg und das Ende des Spiels, beide sehr übereilt und gehetzt wirken. Dadurch (speziell am Anfang) kann man nicht richtig mit den Figuren mitfiebern und ihre Motivation bleibt zwar greifbar, aber auf eine weniger effektive Art und Weise.
Als Ursprungsgeschichte der Assassinen funktioniert Assassin’s Creed Origins aber prima. Auch einige der Geschichten in Nebenquest sind spannend erzählt. So erinnerungswürdig wie in den Open-World-Platzhirschen The Witcher 3: Wild Hunt oder Horizon: Zero Dawn sind sie aber nicht.
Was die Erzählung betrifft, gibt es also noch viel Luft nach oben, aber Ubisoft ist auf einem sehr guten Weg.