Assassin's Creed 4: Black Flag - Review - Seite 5

Fazit von 'Vargo' (PlayStation 4-Version):

Bei mir herrschte nach Ankündigung der jährlichen Veröffentlichungspolitik seitens Ubisofts große Skepsis. Der Assassin's Creed-Serie drohte ein ähnliches Schicksal wie dem Call of Duty-Franchise, welches sich Sportspiele im Bezug auf jährliche Updates zum Vorbild nahm. Bisher muss ich aber eingestehen, dass bei AC diese Sorge unbegründet war. Die Mechanismen ähneln sich natürlich und die Engine wird nur marginal ausgebaut, aber die Jungs und Mädels schaffen es jedes Mal ein neues, interessantes Feature ein zu bauen, das mich an den Controller fesselt. In AC:Brotherhood war es das Aufbauen besagter Bruderschaft, in Revelations das etwas verunglückte Tower Defense-Minispiel, in ACIII dann die nautischen Missionen. Für mich waren diese das Beste am gesamten Spiel. Es machte einfach Spaß Hand an das Steuerrad zu legen und gegnerische Galeonen in Stücke zu bomben. Mir kam es also gerade recht, dass der neuste Teil, Assassin's Creed 4: Black Flag, eine offene Welt bot, die man frei besegeln konnte.

Auch im vierten Teil ist das Spiel auf hoher See das Highlight des Spiels. Relativ früh ergattert man mit dem Hauptcharakter Edward Kenway eine spanische Brigg, die er liebevoll Jackdaw tauft. Mit Adewale bekommt man außerdem noch einen undurchsichtigen, idealistischen Quartiermeister an die Seite gestellt, der aber im Lauf der Handlung nur eine kleine Rolle einnimmt. Schade eigentlich, aber es ist ja bereits der DLC „Schrei nach Freiheit“ erschienen, der uns tiefere Einblicke in das Leben des entflohenen Sklaven gewährt. Geschichte und Charaktere gefielen mir bis zum Schluss durchgehend recht gut, auch wenn die Templer dieses Mal sehr blass bleiben. Dafür gibt es interessante Figuren wie Blackbeard, Calico Jack (Martin Semmelrogge als Synchronsprecher war etwas gewöhnungsbedürftig) oder die beiden weiblichen Piraten Anne Bonny und Mary Read.

Mit der Animus-Geschichte kann der Gegenwartsplot leider nicht mithalten. Viele störten sich an Desmond Miles' Geschichte in den vorherigen Teilen, aber ich fand sie als Überbau immer passend und durchaus spannend. Der dieses Mal gesichtslose Protagonist, den man aus der Ego-Perspektive steuert, kann da einfach nicht mithalten. Die Idee mit Abstergo Interactive ist zwar gut, aber der weiterführende Plot von Templern gegen Assassinen wird nicht wirklich voran getrieben. Die gesamte Story scheint nur dazu da zu sein, einen finalen Twist einzubauen, durch den ein zukünftiger Gegenspieler etabliert wird. Details würden nun aber zu sehr spoilern. Dennoch wird in den Gegenwartsabschnitten auch sehr viel geboten, überwiegend durch Computernotizen, die uns Desmond noch einmal näher bringen und die bisherige Handlung rekapitulieren.

Die Playstation 4-Version sieht derweil atemberaubend aus. Verwöhnte PC-Zocker werden jetzt natürlich die Augen verdrehen, aber für Konsolenspieler bietet das Game einen deutlichen Sprung nach vorne. Die Wassereffekte sind der Wahnsinn, in Stürmen fließt Regenwasser über das Deck der Jackdaw, Pflanzen neigen sich im Wind oder werden durch Edward zur Seite geknickt (besonders beim Schleichen ist das eine enorm coole Sache) und die Texturen sind knackig und scharf. Ein wenig ärgerlich ist, dass kleine Last Gen-Probleme übernommen wurden: Aufploppende Texturen, aus dem Nichts auftauchende Passanten und kleine Detailschwächen bei den Schatten.

Abschließend bleibt nur zu sagen, dass ich seit dem zweiten Teil nicht mehr so viel Spaß mit einem Assassin's Creed hatte. Die Geschichte tritt ein wenig auf der Stelle, dafür wird ein umfassendes Maß an Gameplay-Einfällen (Tauchen, Harpunieren, etc.), tollen Charakteren und grafischer Pracht geboten.

Pro & Kontra:

Positiv Negativ
  • Sympathischer Tunichtgut als Hauptcharakter
  • Tolle Nebenfiguren
  • Spannende Seeschlachten
  • Nebentätigkeiten (Tauchen, Harpunieren, Jagen, Marineaufträge, Assassinen-Aufträge)
  • Tolle Grafik
  • Klasse Karibik-Flair
  • Bekannte Mechanismen, die immer noch toll funktionieren
  • Interessante, aber nicht komplett durchdachte Neuausrichtung der Gegenwartsabschnitte
  • Klasse Lokalisierung (obwohl ich mich an Martin Semmelrogge als Calico Jack gewöhnen musste)
  • Geschichte hat recht wenig Relevanz für die AC-Mythologie
  • Schwächen der Last Gen sind noch vorhanden (Aufploppende Details, aus dem Nichts auftauchende Passanten, flackernde Schatten)
  • Spielerischer Stillstand bei den Landmissionen

 

Wertung von 'Vargo':

Grafik: 90%
Gameplay: 85%
Story: 75%
Sound: 80%

Gesamtwertung: 85%

 


 

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