Assassin's Creed 4: Black Flag - Review - Seite 1

Nach dem Abschluss der Desmond-Geschichte im Vorgänger Assassin’s Creed 3 stellt sich als erstes die Frage, wer folgt Subjekt 17 in Assassin’s Creed 4 nach? Ist Black Flag noch ein Assassin’s Creed-Spiel und macht es noch Spaß zu schleichen, zu meucheln und zu morden? Nun diese Fragen wollen wir in folgendem Review-Artikel (Autor: vandit the bandit) klären, basierend auf der PS3-Version des Spiels, welche uns freundlicherweise von Ubisoft zur Verfügung gestellt wurde. Zudem beleuchten meine Kollegen Vargo & Long Danzi die PlayStation 4- bzw. Xbox One-Version von AC4, lest dazu mehr in ihren Fazits. Unsere Gesamtwertung zum Spiel findet ihr auf der letzten Seite des Reviews, für die Navigation im Review nutzt bitte das Link-Menü am Ende des Textes.

Dieses Review enthält Story-Spoiler!

"Neustart" im Animus & bei Abstergo

Viele Aspekte wurden im Vergleich zu den Vorgängern geändert. Dies zieht sich sowohl durch die Animus-Missionen, als auch durch die Gegenwarts-Abschnitte. Ein definitiver Pluspunkt ist, dass Assassin’s Creed 4: Black Flag für Einsteiger geeignet ist, da die Hauptstory in der Gegenwart ein neues Kapitel aufschlägt.

Okay, beginnen wir beim Animus-Abenteuer, also in der Vergangenheit: Wir spielen, wie in Teil 3, wieder einen neuen Assassinen, Edward Kenway (geboren 1693 in Wales, und der erste blonde Held der Assassinen-Reihe), der übrigens der Vater von Haytham Kenway und somit der Großvater von Conner Kenway ist. Die beiden letzteren Figuren haben wir bereits in Assassin’s Creed 3 gespielt. Edward träumt von Geld und Eigenständigkeit und will etwas aus seinem Leben machen, als Freibeuter könnte dieser Plan aufgehen. Seine bessere Hälfte ist davon wenig begeistert, doch sie gewährt ihm sozusagen 2 Jahre auf hoher See, damit Edward seine hochgesteckten Ziele erreichen kann. Also auf geht’s in die Karibik zu Rum und Reichtum, allerdings strandet Edward auf einer Insel zusammen mit einigen anderen “Mitfahrern”. Unter ihnen ist auch ein Assassine, der allerdings schwer verletzt ist und Hilfe benötigt, damit er seinen Auftrag ausführen kann.

Und hier beginnt das Abenteuer im Animus, schließlich kommt der gestrandete Assassine ums Leben und Edward streift seine hinterlassene Assassinen-Kluft und seinen Namen über, mit dem Ziel seinen Auftrag in Havanna zu Ende zu führen. Nicht aus Güte oder weil es das Richtige wäre, sondern einzig und allein wegen der Belohnung, die ihm winkt. Hier wird auch schnell klar, dass Edward keinesfalls der klassische Assassine ist, abgesehen von der typischen Kleidung. In erster Linie ist er Pirat, Geld und sein eigener Herr zu sein, sind seine oberste Priorität. Und das bleibt fast das gesamte Spiel über so. Daran ändert auch die Assassinen-Fähigkeit das Adlerauges nichts, was ihn eigentlich an die Assassinen binden sollte.

An den Gegenspielern hat sich nichts geändert, die “Bösen” sind immer noch der Templer-Bund, die die Menschheit unterwerfen und kontrollieren wollen, die Assassinen kämpfen weiterhin für die Freiheit. Edward bewegt sich lange zwischen diesen beiden Parteien, ohne sich klar zu einer zu bekennen. Das ist für Fans der Assassinen-Reihe bestimmt ungewohnt, doch in das Piratensetting passt es relativ gut. Ein Problem ist allerdings, dass man zum Helden keine enge Beziehung wie seinerzeit zu Ezio aufbauen kann, und das ist doch etwas schade. Mit dem selben Problem hatte auch schon sein Enkel Conner Kenway zu kämpfen, auch er war am Ende nur ein Assassinen-Abklatsch.

Allgemein sind die Akteure in Assassin’s Creed 4: Black Flag eher blass gezeichnet, insbesondere die Templer. Im Gedächtnis bleiben einem wohl nur der Piratenkollege Blackbeard, Edward’s erster Offizier Adewale und der “Weise”, der das Objekt der Begierde für Templer und Assassinen darstellt. Mit ihm wollen die “Bösen” das Observatorium, ein Tempel der ersten Zivilisation, in der Karibik aufspüren und benutzen, denn nur ein Weiser bzw. sein Blut kann das Observatorium öffnen. Der “Weise” liefert auch die Brücke von der Vergangenheit in die Gegenwart, eine unerwartete Überraschung wartet hier ebenfalls auf den Spieler, aber die wird an dieser Stelle natürlich nicht verraten.

Da wir aber gerade von der Gegenwart sprechen, kommen wir zur Geschichte  außerhalb des Animus. Als erstes fällt einem auf, wir spielen (logischerweise) nicht mehr Desmond sondern einen komplett neuen Charakter. Allerdings sieht oder hört man diesen kein einziges Mal im gesamten Spiel, da wir aus der Ego-Perspektive spielen. “Wir” sind ein neuer Mitarbeiter bei Abstergo Entertainment, einem in Montreal ansässigen Tochterkonzern von Abstergo, der Templer-Firma, die wir bereits aus den Vorgängern kennen. Unsere Aufgabe? Freiwillig in den Animus hocken, ein Abenteuer erleben, das heißt unsere Erinnerungen nach “brauchbarem” Material durchforsten. Wonach die Templer konkret suchen? Auch sie wollen wie ihre Vorfahren das Observatorium finden und benutzen, deshalb spielen wir im Animus auch die Erinnerungen von Edward Kenway nach.

Noch vor unserer ersten Animussitzung bekommen wir von der netten Vorgesetzen vorsorglich ein PDA in die Hand gedrückt, mit diesem können wir auf die Animus-Datenbak zugreifen. Außerdem ermöglicht das individuelle Tablet uns im futuristisch eingerichteten brandneuen Abstergo Entertainment-Gebäude “frei” zu bewegen. So können wir Aufzüge benutzen, ominöse QR-Codes einsammeln und später Computer und Server hacken. Jede außernatürliche Aktion (zur Erinnerung, wir arbeiten dort um Erinnerungen im Animus zu erleben uns sonst nichts) wird mit Infos, Tonbandmitschnitten oder Videos, auf die wir eigentlich keinen Zugriff haben dürften, belohnt. So erfährt man zum Beispiel auch, was mit Subjekt 17 nach den Ereignissen in Assassin’s Creed 3 passiert ist, bzw. wie Abstergo die bisherigen Helden Altair, Ezio und Connor sieht und noch vieles mehr. Doch nicht alles ist neu in der Gegenwart, man trifft auch bekannte Gesichter, wenn einem schon das eigene Spiegelbild verwährt bleibt. Blöd fand ich hier, dass man sein eigenes Ich in kleinster weise sehen darf, alle Spiegel auf den Toiletten sind unbrauchbar und wenn man mit der Kamera nach unten fährt, sieht man keine Beine oder Arme, nichts. So hat man nur das Gefühl eine Kamera und keinen Menschen zu steuern. Insgesamt waren mir die Gegenwarts-Missionen deutlich zu kurz und die Hauptstory außerhalb des Animus wird wenn überhaupt nur zaghaft angedeutet, allerdings will ich das nicht wirklich bemängeln. Wer weiß was da im nächsten Teil aufwartet, bei Assassin’s Creed 1 konnte man damals auch nicht erahnen, wohin sich die Reihe entwickeln wird. Trotzdem kein Vergleich zu den Vorgängern, wo einem jedes Mal die Gegenwarts-Storys angetrieben hat, möglichst schnell zum Ende zu gelangen, damit man wusste, wie es weiter geht. Black Flag versagt hier leider etwas, auch wenn es interessant ist, in der Datenbank von Abstergo zu wühlen und so mehr über Vergangenes zu erfahren.

 


 

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