Une tempête se lève! (Ein Sturm zieht auf!) Napoleon, Koalitionskriege, Marie Antoinette, Maximilian de Robespiere, Hinrichtungen oder auch Wut, Chaos, Blut, Tod. Das alles sind Begriffe mit weitreichender Bedeutung. Sie zeigen auf ein Ereignis der europäischen Geschichte. Gemeint ist die Französische Revolution, eines der blutigsten und grausamsten aber auch folgereichsten historischen Ereignisse der menschlichen Historie. Der Sturm auf die Bastille am 14. Juli 1789 wird als der eigentliche Beginn der Französischen Revolution gesehen, doch was ist das eigentlich?
Um das nachvollziehen zu können, müssen wir uns in das Volk hineinversetzen können, dafür ist diesmal jedoch kein Animus notwendig. Werfen wir also einen Blick in die Geschichtsbücher:
Am 9. Juli 1789 bildete sich eine Nationalversammlung, zur Ausarbeitung einer neuen Verfassung, doch dem Volk reichte das nicht. Sie fürchteten sich, dass der König heimlich Soldaten zusammenrufen würde, um seine Macht wiederherzustellen - dies Tat der König auch heimlich in Versaille, was eine deutliche Drohung gegenüber der Nationalversammlung darstellte, die ebenfalls die Not der Bürger nicht tilgen konnte. Man hatte Hunger und es fehlte dem Volk an Arbeit. Das und die Entlassung des beim Volk beliebten Finanzministers Jacques Necker, machten die Nation rasend vor Wut. Diese entlud sich im Sturm auf die Bastille.
Die Bastille Saint-Antoine wurde von König Karl V im 14. Jahrhundert von Hugues Aubriot errichten lassen. Erst als Eckpfeiler der Befestigungsanlagen von Paris gegen Angriffe der englischen Truppen genutzt, dann später unter König Ludwig XIII als Staatsgefängnis verwendet, diente es als greifbare Manifestation der Willkürherrschaft des Köngis.
Der Sturm auf die Bastille, 1789 | © Hulton Archive/Getty Images
Gepeinigt, hintergangen und wütend, griffen die Bürger zu den Waffen und stürmten zur Bastille empor, um die dort lagernde Munition zu erlangen. Doch der Kommandant ließ auf den herannahenden, wütenden Mob schießen, dabei starben 90 Menschen. Nun getrieben von noch mehr Wut, besorgte sich das Volk bessere Waffen, darunter auch Kanonen, und schlug zurück. Einige der Wachmänner erkannten die Lage und liefen dabei zu den Aufständischen über. Das Volk obsiegte und die Wachmannschaft gab auf. Die Aufständischen stürmten die Bastille und befreiten die noch wenigen Gefangenen. Das Volk ließ daraufhin ihrer Wut freien Lauf und köpfte den Kommandanten Bernard-René Jordan de Launay auf den Weg ins Rathaus, obwohl man ihm freies Geleit zugesichert hatte. Jacques de Flesselles, Oberhaupt des Pariser Magistrats, wollte dem Kommandaten zu Hilfe kommen, daraufhin köpfte man ihn ebenfalls. Die Köpfe trug man anschließend als Zeichen des Triumphes durch die Straßen von Paris.
Jeder Sturm hat Folgen und so auch dieser. Marie-Joseph-Paul-Yves-Roch-Gilbert du Motier, Marquis de La Fayette oder auch kurz Lafayette, der am 14. Juli 1789 zum Vizepräsident der Nationalversammlung ernannt wurde, berief man in Folge des Sturms auf die Bastille zum Kommandaten der zum Schutze der Nationalversammlung aufgestellten Nationalgarde. Zudem setzte man den königlichen Gouverneur von Paris ab. An seiner Stellte trat der Generalrat der Commune.
"Wir haben in drei Tagen den Raum von drei Jahrhunderten durchquert.“
- so hieß es nach dem Sturm auf die Bastille am 14. Juli 1789
Obwohl es nur wenig Gefangene zur Befreiung gegeben hatte, wurde der Sturm auf die Bastille zum einflussreichsten Ereignis der Französischen Revolution und als erster Sieg über eine während der Willkürherrschaft errichteten Befestigung gefeiert. Sein Nachhall reicht bis in unsere Zeit.
Der Gegenimpuls der immer stärker werdenden Aufständigen, die nach dem erfolgreichen Sturm auf die Bastille immer mehr Anhänger erhielten, sind die Koalitionskriege oder genauer gesagt die ersten beiden Koalitionskriege, oder auch Revolutionskriege genannt. Kriege als Lösung gegen den Drang nach Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit?
Das Ziel der ersten Koalition, gebildet aus Österreich, Preußen und weiteren kleineren deutschen Staaten, war es die Französische Revolution und ihre Auswirkungen einzudämmen oder gar rückgängig zu machen. Ein Krieg schien für den geschwächten Ludwig XVI und seiner Frau Marie Antoinette zur Wiederherstellung akzeptabel zu sein. Zwischen 1792 und 1797 griff man zu den Waffen. Anfänglich von Erfolgen auf der Seite der Alliierten geprägt, wurde der Aufmarsch in Richtung Paris mit der Kanonade von Valmy von der Revolutionsarmee zum erliegen gebracht. Nach zehn Tagen des zögerns trat die Allianz den Rückzug an. Ein Ereignis das beeindruckte, schnell zum Mythos wurde, der bis zum heutigen Tage Bestand hat.
Ermutigt schlägt die Revolutionsarmee zur Gegenoffensive und besetzte die österreichischen Niederlande und Teile des Rheinlandes. Nach der Hinrichtung von Ludwig XVI traten Großbritannien, die Niederlande und Spanien der Koalition bei, das heilige römische Reich folgte im März 1793. Bedroht durch die europäischen Monarchien führte man die Wehrpflicht in Form der levée en masse ein. In Folge dessen stabilisierte sich die Situation in Frankreich, jedoch ohne dass eine der beiden Seiten den Krieg für sich entscheiden konnte. Später schieden Preußen und Spanien durch den Frieden von Basel aus dem Krieg aus, weitere deutsche Staaten schlossen ebenfalls Frieden. Die gegnerischen Fronten waren geschwächt, Österreich konnte den Krieg somit nicht mehr erfolgreich fortführen. Das Blatt wendete sich endgültig mit dem Italienfeldzug, geführt von Napoleon Bonaparte (1796/1797). Dadurch wurde eine Reihe von italienischen Staaten gezwungen Frieden zu schließen, andernfalls wurden diese von den Franzosen besetzt. Diese Siege zwangen Österreich zur Schließung des Friedens von Camp Formio. Frankreich entschied den ersten Koalitionskrieg für sich, erzielte weitere territoriale Erfolge und zog mit an dem Rhein eine neue deutsch-französischen Grenze. Nur Großbritannien setzte den Krieg fort, der seinen Höhepunkt in der Seeschlacht von Abukir in Ägypten erreichte.
Die Schlacht um Abukir, 25. Juli 1799, Gemälde von Antoine-Jean Gros - Google Cultural Institute
Eine weitere Allianz bedrohte wenig später das revolutionäre Frankreich. Österreich, Russland und Großbritannien stellten sich nun dem durch den gewonnen ersten Koalitionskrieg gestärkten Frankreich in Form des zweiten Koalitionskrieges oder auch Erster napoleonischer Krieg, entgegen. Geschwächt durch Napoleons Isolierung aufgrund der verlorenen Seeschlacht, erlangte die Allianz die von Frankreich dominierten italienischen Gebiete zurück. Im Streit zersplittert jedoch die Koalition und Russland verlässt daraufhin die Allianz. Nachdem Napoleon aus Ägypten zurückkehrte und durch das Konsulat die Macht in Frankreich erlangt hat, gewann er Italien zurück. Die verbliebenden Verbündeten hatten keine andere Wahl als Frieden mit Frankreich zu schließen. Der Friede von Luneville (1801) bestätigte dabei im Wesentlichen die Bestimmungen von Campo Formio. Mit dem Frieden von Amiens (1802) zwischen Großbritannien und Frankreich wurde der Krieg nun endgültig zu Gunsten Frankreichs besiegelt.
Quellen: bastille-day.com, kinderzeitmaschine.de, Wikipedia, line-of-battle.de