Way to Syndicate - Der Utilitarismus einfach erklärt #WtS

In wenigen Tagen erscheint Assassin’s Creed Syndicate und wir möchten, wie auch im letzten Jahr zu Unity, die historischen Hintergründe zum neuen Ableger der Reihe vorstellen. Begeben wir uns also in unserer Way to Syndicate-Woche ins viktorianische London und beschäftigen uns zum Einstieg mit einer der wichtigsten denkerischen Strömungen der damaligen Zeit.

Die Viktorianische Zeit brachte große Denker hervor, unter anderem den Ökonomen und Philosophen John Stuart Mill. Dieser wurde im Jahr 1806 in London geboren und starb 1876 in Avignon. Er entwarf mit seinem Werk "The Wealth of Nations" die Grundlage der Vokswirtschaftslehre und gilt damit als der Begründer der modernen Marktwirtschaft. Beeinflusst wurde er dabei von einer philosophischen Schule, die als Utilitarismus bekannt wurde und von einem Freund seines Vaters entwickelt worden war. Dieser Freund hieß Jeremy Bentham, lebte etwa 50 Jahre vor Mill und sollte als Philosoph und Sozialreformer in die Geschichte eingehen.

Was also ist die Idee des Utilitarismus?

Das Grundprinzip ist recht simpel und wird auch als hedonistisches Prinzip bezeichnet. Der Name rührt vom griechischen Wort für Freude, hēdonḗ, und weist damit schon auf den Inhalt des Prinzips hin: Wir Menschen wollen jederzeit glücklich sein und Leid in unserem Leben vermeiden. Der Utilitarismus besagt, dass moralische Handlungen entsprechend ihrer Nützlichkeit bewertet werden sollen. Wie nützlich eine Handlung ist, hängt davon ab, wie viel Freude und Leid sie erschafft. Überwiegen die positiven Folgen einer Handlung, dann schafft sie mehr Freude als Leid. Sie ist damit nützlich und moralisch gut. Das Gegenteil gilt für moralisch schlechte Handlungen. Nach dieser Theorie ist eine ideale Handlung immer die, welche das bestmögliche Maß an Glück für alle entstehen lässt.

Ein Beispiel: Wenige Tage vor Veröffentlichung von Assassin's Creed Syndicate geht meine Playstation 4 kaputt. Ich frage also unseren Redakteur BlackGentlemen, ob ich mir seine Konsole ausleihen kann. Er stimmt zu, allerdings unter der Bedingung, dass ich sie ihm bis zum Tag der Veröffentlichung zurückbringe. Das habe ich aber gar nicht vor, in Wirklichkeit will ich die Konsole behalten, um Syndicate selbst spielen zu können. Tue ich das, erschaffe ich damit für mich einen positiven Nutzen (Freude) - ich kann das Spiel schließlich spielen. Gleichzeitig erschaffe ich aber auch einen negativen Nutzen (Leid) bei BlackGentlemen, denn er kann das Spiel nicht spielen. Dieses Leid überwiegt gegenüber meiner Freude, denn er wollte eigentlich einen Test zu Syndicate für assassinscreed.de verfassen. Das kann er natürlich nicht, wenn er es nicht spielen kann. Außerdem habe ich ihn belogen, was unser Verhältnis unter Spannung stellt. Folglich lasse ich das besser und bringe seine Playstation 4 brav vor der Veröffentlichung zurück.

Hier ergibt sich die Lösung zwar intuitiv, Bentham sah zur Anwendung des Prinzips aber eigentlich den sogenannten hedonistischen Kalkül vor. Freude und Leid sollten dabei Zahlenwerte zugeordnet werden, und das nicht nur für die direkt Beteiligten, sondern alle möglichen Betroffenen einer Handlung. Dann sollten die einzelnen Werte für Freude und Leid jeweils addiert werden und vom Gesamtwert der Freude sollte der Gesamtwert des Leids abgezogen werden. Käme dabei in Summe ein Plus heraus, dann wäre die Handlung gut. Stünde unter dem Strich ein Minus, dann handelte es sich um moralisch schlechtes Verhalten. Damit wird das Beispiel schon schwierig, oder? Woher weiß man nun, welcher Wert wann angemessen ist? Darüber schwieg sich Bentham aus.

Natürlich gibt es auch deutlich ernstere und schwierigere Anwendungsfälle für die Theorie als das obige Gedankenexperiment. Einige davon könnten sich in Assassin's Creed Syndicate ergeben, schließlich ist die Grundidee, die maximale Freude für alle erreichen zu wollen, gar nicht mal so weit entfernt vom Credo der Assassinen.

Vielleicht taucht der Begriff ja auch im Spiel auf und ihr wisst dann: „Der Utilitarismus ist ein Prinzip der Nützlichkeit, welches besagt, dass das größte Glück für die größte Anzahl der Menschen erreicht werden muss. In der Praxis ist das aber gar nicht so einfach umsetzbar."

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